Heimat Theater

Drei junge Regisseure, drei Stücke, ein Theater: Wir sprachen mit Anton Kurt Krause, Friederike Harmstorf und Thilo von Quast. Alle drei sind (ehemalige) Regieassistenten des Thalia Theaters.

Ein Tänzchen wagen? Patrycia Ziolkowska, Florian Anderer und Sandra Flubacher (Foto: HHF/NF)

Frau Mar­got möch­te das nicht. Auf gar kei­nen Fall geht sie von links nach rechts. Das hat sie noch nie getan. Gott­fried, der Dol­met­scher, hat sei­ne lie­be Not mit Frau Mar­got (Hon­ecker), Frau Imel­da (Mar­cos) und Frau Lei­la (Ben Ali). Die Dik­ta­to­ren­gat­tin­nen sind zu einer Pres­se­kon­fe­renz anläss­lich der Ver­fil­mung ihrer Lebens­we­ge ange­reist und han­geln sich mit gro­ßer Komik durch die Vor­be­rei­tun­gen. „Ein Leben ohne Atten­tat ist ja bedeu­tungs­los“, merkt Frau Imel­da an. Dem Publi­kum bleibt das Lachen im Hal­se ste­cken, und so nimmt „Ich bin wie ihr, ich lie­be Äpfel“ von The­re­sia Wal­ser in der Tha­lia Gauß Gara­ge sei­nen ver­gnüg­li­chen wie bit­ter­bö­sen Lauf.

Eine Woche zuvor sitzt Frie­de­ri­ke Harmstorf, die Regis­seu­rin des Abends, im Café Raum auf dem Gelän­de in der Gauß­stra­ße. Nicht der Anflug einer End­pro­ben-Müdig­keit, alles an ihr ist Eupho­rie – für das Stück, für die Kol­le­gen, für ihr gran­dio­ses Ensem­ble. Kein Wun­der: Für die Abschluss­in­sze­nie­rung ihrer Regie­as­sis­ten­ten­zeit am Tha­lia Thea­ter hat sie eine Spit­zen-Beset­zung zur Ver­fü­gung: San­dra Flub­a­cher, Vic­to­ria Trautt­manns­dorf und Patrycia Ziol­kows­ka als Dik­ta­to­ren­gat­tin­nen. Und zur Krö­nung einen Gast aus Ber­lin: Flo­ri­an Ande­rer, eigent­lich ein Her­bert Frit­sch-Schau­spie­ler. Wie es dazu kam? Nach dem »Käth­chen von Heil­bronn« waren die drei Damen frei. Harmstorf mach­te sich also auf die Suche nach einem pas­sen­den Stoff mit drei star­ken Frau­en­rol­len – und stieß dabei auf The­re­sia Walser.

Unter­stüt­zung von der Teppichetage

Wie aber die Rol­le des Dol­met­schers Gott­fried beset­zen, wenn gera­de das gesam­te männ­li­che Tha­lia-Ensem­ble in Pro­duk­tio­nen ein­ge­bun­den ist? „Ich hat­te tol­le Unter­stüt­zung von der Dra­ma­tur­gie und der Tep­piche­ta­ge“, erklärt Harmstorf.

Hat Theresia Walsers "Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel" in der Thalia Gauß Garage in Szene gesetzt: Friederike Harmstorf
Hat The­re­sia Walsers »Ich bin wie ihr, ich lie­be Äpfel« in der Tha­lia Gauß Gara­ge in Sze­ne gesetzt: Frie­de­ri­ke Harmstorf (Foto: Caro­lin Weinkopf)

Die Tep­piche­ta­ge ist der Lei­tungs­flur, erfah­re ich, denn da gibt es Tep­pi­che. Ver­ste­he. Wir stel­len uns zu gern vor, wie Inten­dant Joa­chim Lux auf wei­chen Tep­pi­chen und mit wachem Blick die Belan­ge des Hau­ses im Griff hat. Aber zurück zu Frie­de­ri­ke Harmstorf. Natür­lich ist eine sol­che Komö­die viel Arbeit. Timing und Text müs­sen abso­lut exakt sein, die Poin­ten sit­zen. Trotz­dem: „An genau die­sem Haus mit genau die­sen Schau­spie­lern die­ses Stück zu machen, ist ein Geschenk“, strahlt sie. „Obwohl die Pro­ben for­dernd sind, hal­ten alle die Ener­gie hoch, weil sie die­se Arbeit wirk­lich wol­len.“ Es füh­le sich ein biss­chen so an, als bekä­me sie den Ein­satz ihrer Assis­tenz­zeit jetzt zurück. Alle Gewer­ke hal­ten zusam­men, jede Abtei­lung hilft.

Wohn­zim­mer des Tha­lia Theaters

Auch die Regie­as­sis­ten­ten unter­stüt­zen sich gegen­sei­tig, die Kol­le­gen über­neh­men die Abend­spiel­lei­tung für Harmstorfs Stü­cke, damit sie pro­ben kann. Ein ein­ge­spiel­tes Team eben. Von die­sem Zusam­men­halt erzählt auch Anton Kurt Krau­se, des­sen Abschluss­in­sze­nie­rung sei­ner Assis­tenz­zeit von Jonas Has­sen Khemi­ris Stück »Ich rufe mei­ne Brü­der« auch 2015/​16 wie­der­auf­ge­nom­men wird. Wir sit­zen im Assis­ten­ten­bü­ro des Tha­lia Thea­ters. Hier­hin füh­ren so ver­win­kel­te Gän­ge, dass Krau­se mich spä­ter zum Auf­zug bringt, damit ich mich nicht ver­lau­fe. „Das Tha­lia ist ein Zuhau­se“, sagt er. „Das habe ich auch wie­der gemerkt, als ich für mei­ne Insze­nie­rung zurück­kam. Thea­ter ist Fami­lie – man arbei­tet mit den Men­schen, denen man ver­traut.“ Und auch Harmstorf erzählt im Inter­view: „Die letz­ten drei Jah­re waren der Kra­cher. Und das ist ja das Absur­de. Nenn mir einen Job, den man kün­digt, obwohl man sich total auf­ge­ho­ben und gefor­dert fühlt!“

Apro­pos for­dern: Die Arbeits­zei­ten am Thea­ter haben es in sich. Pri­vat- und Arbeits­le­ben las­sen sich hier kaum tren­nen. Aber die Assis­ten­ten am Tha­lia Thea­ter bekom­men auch Raum, um aus­pro­bie­ren, arbei­ten künst­le­risch. Krau­ses Rei­he „Schö­ner schei­tern“ brach­te es auf 13 Fol­gen im Nacht­asyl. „Wenn man vom Tha­lia Thea­ter als Zuhau­se spricht, ist das Nacht­asyl das Wohn­zim­mer“, erklärt er. Auch Frie­de­ri­ke Harmstorf hat sich dort in zahl­rei­chen sze­ni­schen Ein­rich­tun­gen Jahr­hun­dert­frau­en wie Mata Hari, Lou Andre­as-Salo­mé oder Ger­tru­de Stein ange­nom­men. Die Frau­en­fi­gu­ren haben sie ange­sprun­gen, waren Leit­fi­gu­ren, Vor­bild und Inspi­ra­ti­on für sie: „Das Schö­ne war, dass die Rei­he die Zuschau­er neu­gie­rig auf die­se Frau­en gemacht hat. Von man­chen habe ich gehört, dass sie nach den Aben­den begon­nen haben, sich mit den Bio­gra­fien zu beschäftigen.“

Das Feu­er weitergeben

Drei Jah­re also vol­ler Krea­ti­vi­tät, Zusam­men­ar­beit mit aus­ge­zeich­ne­ten Schau­spie­lern, Inspi­ra­ti­on von außer­ge­wöhn­li­chen Regis­seu­ren. Mit deren ganz eige­nen Hand­schrif­ten, Arbeits­wei­sen und Krea­ti­vi­tät kom­men die Regie­as­sis­ten­ten täg­lich in Berüh­rung. Inwie­weit ist die­se Zusam­men­ar­beit für ihre eige­ne, künf­ti­ge Arbeit als Regis­seu­re prä­gend? Fragt man Frie­de­ri­ke Harmstorf nach sol­chen Begeg­nun­gen, nimmt sie sich Zeit nach­zu­den­ken. Sie will nicht wer­ten, jede Arbeit war offen­bar wich­tig für sie. Aber zwei Regis­seu­re erwähnt sie dann doch: „Dimi­ter Gotts­cheff hat mir etwas Essen­ti­el­les ver­mit­telt: Kör­per­ver­trau­en ist Ver­trau­en in dich. Der Kör­per gibt Ant­wort, er gibt einem Urver­trau­en.“ Von Lean­der Hauß­mann, der „vor Ideen sprüht“ nimmt sie den enor­men Spiel­spaß mit.

Pre­mie­ren­loch 2.0?

Anton Kurt Krause
Anton Kurt Krau­ses Insze­nie­rung von »Ich rufe mei­ne Brü­der« von Jonas Has­sen Khemi­ri wird nächs­te Spiel­zeit wie­der auf­ge­nom­men. (Foto: Tha­lia Theater)

Doch was kommt nach drei inten­si­ven Jah­ren im Fest­enga­ge­ment? Der Sprung ins kal­te Was­ser muss sein, will man selbst Regie füh­ren. Auch Anton Kurt Krau­se weiß, dass es kein Zucker­schle­cken wird, sich als frei­er Regis­seur zu eta­blie­ren. Er hat nach sei­ner Assis­tenz­zeit mit dem Thea­ter­kol­lek­tiv „machi­na eX“ am Schau­spiel Leip­zig „Life of N“ erar­bei­tet. Das „thea­tra­le Game“ ließ das Publi­kum als Spie­ler an der Hand­lung rund um einen ver­schro­be­nen Archi­var mit­rät­seln. Die Welt der Gamer auf der Büh­ne – für Krau­se eine ganz neue, aber span­nen­de Erfah­rung irgend­wo zwi­schen Com­pu­ter­spiel, Thea­ter und inter­ak­ti­ver Instal­la­ti­on. Im Anschluss ging es rela­tiv naht­los an die Insze­nie­rung von „Ich rufe mei­ne Brü­der“. Und jetzt? „Es ist so ein biss­chen das Pre­mie­ren­loch 2.0“, gesteht er und lacht. Klar freut er sich. Auf das neue Leben in Ber­lin mit sei­ner Freun­din. Dar­auf, end­lich wie­der Zeit zum Lesen zu fin­den: „Stof­fe, Stof­fe, Stof­fe! Am bes­ten jeden Tag ein Stück.“

Als Thi­lo von Quast vor zwei Jah­ren sei­ne Assis­tenz­zeit am Tha­lia been­det, steht sei­ne Abschluss­in­sze­nie­rung – da zu die­sem Zeit­punkt orga­ni­sa­to­risch nicht mög­lich – noch aus. Ihm fehlt zunächst die Mög­lich­keit, sich mit einer eige­nen aktu­el­len Regie­ar­beit vor­zu­stel­len. Nach sei­ner Zeit als Assis­tent arbei­tet er frei – als Sound­de­si­gner und Video­künst­ler, so z.B. 2013 in Maria Ursprungs Insze­nie­rung von John Fos­ses „Besuch“ am Licht­hof-Thea­ter, die 2014 auch zwei­mal am Maxim Gor­ki Thea­ter in Ber­lin zu sehen war. Im Febru­ar 2015 hat­te das Kin­der­stück „Die Kon­fe­renz der Tie­re“ nach Erich Käst­ner Pre­miè­re, das er in Co-Regie mit Maria Ursprung insze­niert und wo er auch für Sound und Video ver­ant­wort­lich gezeich­net hat. Und nächs­te Spiel­zeit holt das Team um Joa­chim Lux im Rah­men der Rei­he „Jun­ge Regie“ Thi­lo von Quast zurück ans Haus. 2015/​2016 insze­niert er dort „In Plüsch­ge­wit­tern“ nach dem Roman von Wolf­gang Herrn­dorf. Das Tha­lia hält sein Versprechen.

Den Thea­ter­markt beob­ach­ten wie ein wil­des Tier

Eine Regie an einem neu­en Haus bekommt man aber natür­lich nicht vom Stü­cke-Lesen und War­ten, dass man ange­ru­fen wird. Her­um­fah­ren wer­den die jun­gen Regis­seu­re, Kon­tak­te pfle­gen, gucken, was Freun­de und Bekann­te am Thea­ter machen. Ab auf die Pre­mie­ren­schau der deutsch­spra­chi­gen Thea­ter! Irgend­wo kennt man ja immer jeman­den aus dem Stu­di­um oder einer ver­gan­ge­nen Pro­duk­ti­on. Irgend­wie ist die Thea­ter­land­schaft schließ­lich wie eine gro­ße Fami­lie – eine vol­ler Kon­kur­ren­ten aller­dings. Die Neu­gier­de ist groß, eben­so die Lust dar­auf zu ent­de­cken, was an ande­ren Häu­sern pas­siert. Künf­tig wer­den die jun­gen Regis­seu­re, wie Krau­se es aus­drückt, „den Thea­ter­markt beob­ach­ten wie ein wil­des Tier“.

Frie­de­ri­ke Harmstorf hat den Fokus zunächst auf das Jetzt gerich­tet, auf ihre Wal­ser-Insze­nie­rung. Natür­lich hat sie Dra­ma­tur­gen und Regis­seu­re ein­ge­la­den, sich das Stück anzu­se­hen. „Das sind Begeg­nun­gen auf Augen­hö­he, die fort­wir­ken. In ers­ter Linie Men­to­ren, die mich bestär­ken.“ Das Danach sieht sie posi­tiv: „Ich freue mich, in die Zukunft zu gucken; mor­gens auf­wa­chen, neu­gie­rig blei­ben, Begeg­nun­gen ernst neh­men.“ Dass der ein oder ande­re, der die Insze­nie­rung sieht, viel­leicht einen Regis­seur für eine Pro­duk­ti­on sucht, könn­te ja sein – wer weiß?

Anton Krau­se sieht das rea­lis­tisch. „Ich rufe mei­ne Brü­der“ hat in den Medi­en viel Auf­merk­sam­keit bekom­men. Das mag an der Bri­sanz des The­mas lie­gen: Denn das Stück zeich­net die Para­noia eines jun­gen Man­nes mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund nach einem Anschlag. „Als wir anfin­gen zu pro­ben, war der Anschlag auf die Char­lie Heb­do-Redak­ti­on gera­de eine Woche her“, erzählt Anton Krau­se. Die Reak­tio­nen dar­auf waren – neben der enor­men Anteil­nah­me – sehr offen, man hör­te zu: Mus­li­me kamen ohne vor­schnel­le Vor­ver­ur­tei­lung zu Wort, wur­den gebe­ten, Stel­lung zu bezie­hen. Die Pegi­da-Demons­tra­tio­nen zuvor mögen für die­sen offe­nen Umgang gesorgt haben. Es war, als sei man in der Öffent­lich­keit dar­über beschämt gewe­sen, dass eine sol­che Bewe­gung in Deutsch­land über­haupt zustan­de kommt. „Wir beschlos­sen, die Rezep­ti­on auf das Ereig­nis in der Insze­nie­rung zu verarbeiten.“

Fokus auf morgen

Auch wenn die Auf­merk­sam­keit groß ist, ist natür­lich unklar, ob die „rich­ti­gen“ Leu­te den Abend zu Gesicht bekom­men, näm­lich die Ent­schei­der: Inten­dan­ten, Schau­spiel­di­rek­to­ren, Dra­ma­tur­gen auf der Suche nach neu­en, span­nen­den Hand­schrif­ten für ihre Häu­ser. Also heißt es abwar­ten, unter­wegs sein und wei­ter­ma­chen. Denn der Beruf ist es wert. „Es ist ja ein Geschenk“, sagt Thi­lo von Quast. „Eine Arbeit zu haben, die man lei­den­schaft­lich ger­ne tut, bei der man so viel Frei­raum für die Aus­ein­an­der­set­zung mit den eige­nen, aber auch den Ideen und Gedan­ken ande­rer hat“.

Inszeniert 2015/2016 "In Plüschgewittern": Thilo von Quast
Insze­niert 2015/​2016 »In Plüsch­ge­wit­tern«: Thi­lo von Quast (Foto: privat)

Er freut sich auf die Pro­ben zu „In Plüsch­ge­wit­tern“: „Einer­seits, weil das Tha­lia ein Stück Fami­lie für mich war und ist, ande­rer­seits weil die Ver­traut­heit mit dem Haus und dem Ensem­ble natür­lich ganz ande­re Vor­aus­set­zun­gen für eine sol­che Pro­ben­ar­beit bie­tet, als wenn man voll­kom­men ›fremd‹ wäre“. Gemein­sam mit der Dra­ma­tur­gie wird er eine Stück­fas­sung aus der Vor­la­ge ent­wi­ckeln. Der Stoff hat ihn sofort gereizt: „Es ist das Psy­cho­gramm eines Man­nes um die 30 – irgend­wie auf der Suche, irgend­wie auf der Flucht. Sein Blick auf die Umwelt und sich selbst ist manch­mal ent­lar­vend, mal stark über­zeich­nend und steckt vol­ler Iro­nie, Zynis­mus und Lako­nik. Doch hin­ter der Fas­sa­de steckt ein sehr wider­sprüch­li­cher Cha­rak­ter, der sich nach und nach aus ein­zel­nen Puz­zle­tei­len zusam­men­setzt. Das fin­de ich unge­mein spannend.«

Selbst­mar­ke­ting und Wunschkonzert

Anton Krau­se wird sich erst mal auf sei­ne Home­page kon­zen­trie­ren, Mit­schnit­te sei­ner Insze­nie­run­gen und sze­ni­schen Ein­rich­tun­gen sich­ten, schnei­den und zusam­men­stel­len. Wenn er sich ein Haus aus­su­chen dürf­te, wel­ches wäre es? „Das Tha­lia natür­lich“, kommt es wie aus der Pis­to­le geschos­sen. „Hier ken­ne ich die Schau­spie­ler, und sie ken­nen mich. Wir haben künst­le­risch Bock auf­ein­an­der.“ Und wenn es ein frem­des Haus wäre? Krau­se denkt. Die Mün­che­ner Kam­mer­spie­le unter dem desi­gnier­ten Inten­dan­ten Mat­thi­as Lili­en­thal, der vom HAU aus Ber­lin kommt, ein ehe­ma­li­ger Volks­büh­nen-Dra­ma­turg. Und Düs­sel­dorf unter Wil­fried Schulz – der­zeit noch Inten­dant am Staats­schau­spiel Dres­den – hät­te es ver­dient, span­nend zu wer­den, fin­det er. In der frei­en Sze­ne wäre es das Ball­haus Ost in Ber­lin, ein inspi­rie­ren­der Ort für ihn. Anträ­ge schrei­ben für För­de­run­gen, das kennt er noch aus sei­ner Zeit aus Mag­de­burg von sei­nem Fes­ti­val „Improv(is)e your life“. „Lernt Anträ­ge schrei­ben“, hat auch Luk Per­ce­val sei­nen Stu­den­ten in Lud­wigs­burg gera­ten. „Das Stadt­thea­ter in sei­ner jet­zi­gen Form wird sterben.“

Viel Gutes in der Matroschka: Margot Honecker hat den Gatten immer bei sich. (Foto: HHF/NF)
Viel Gutes in der Matrosch­ka: Mar­got Hon­ecker hat den Gat­ten stets bei sich.
(Foto: HHF/​NF)

Ob Frie­de­ri­ke Harmstorfs Insze­nie­rung „Ich bin wie ihr, ich lie­be Äpfel“ in der Spiel­zeit 2015/​2016 wie­der­auf­ge­nom­men wird, ist zum Inter­view­zeit­punkt vor der Pre­miè­re natür­lich noch unklar. Doch läuft der Kar­ten­ver­kauf so gut, dass sie in die grö­ße­re Spiel­stät­te umzieht: Ab 15.5.15 zan­ken sich die Dik­ta­to­ren­gat­tin­nen auf der Stu­dio­büh­ne in der Gauß­stra­ße. Kein Wun­der: Eine bit­ter­bö­se Text­vor­la­ge voll schwar­zem Humor, vier aus­ge­zeich­ne­te Schau­spie­ler und eine mit exak­tem Timing gear­bei­te­te Insze­nie­rung, bei der jede Poin­te auf den Punkt ist. Ein absur­der Strauß welt­frem­der Befind­lich­kei­ten der Dik­ta­to­ren­gat­tin­nen, ein Dol­met­scher, der sich als Frau Mar­gots größ­ter Ver­eh­rer ent­puppt, und eine Matrosch­ka-Urne mit Erich Hon­eckers Asche – das Publi­kum hat sei­ne hel­le Freude.

Es wird span­nend zu beob­ach­ten, wohin es die jun­gen Regis­seu­re ver­schlägt. Eine neue Gene­ra­ti­on von Assis­ten­ten hält jetzt die Pro­duk­tio­nen am Tha­lia Thea­ter am Lau­fen, erfin­det ihre eige­nen Rei­hen im Nacht­asyl und hat ein paar Jah­re im Pro­ben­stru­del vor sich. Und wird danach viel­leicht eben­so wie Anton Kurt Krau­se grin­send im Regie­as­sis­ten­ten­zim­mer sit­zen und sagen: „Manch­mal fra­ge ich mich schon: War­um hast du bloß nichts Anstän­di­ges gelernt?“ Und dann wer­den sie wahr­schein­lich ihre Sachen packen und sich auf­ma­chen in die gro­ße wil­de Welt des Theaters.

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