abgewandt

Sophie Hunger in der Fabrik

Sophie Hunger (Bild: Jörg Huber (Flickr-User crosathorian) [CC-BY-2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons
Sophie Hunger (Bild: Jörg Huber (Flickr-User crosathorian) [CC-BY-2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons
Sophie Hunger (Bild: Jörg Huber (Flickr-User crosatho­ri­an) [CC-BY‑2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wiki­me­dia Com­mons
Es ist jet­zt schon ein biss­chen her, das Ham­burg­er Sophie Hunger-Konz­ert. Was bleibt da an Erin­nerung an so einen Abend? Kyrie Krist­man­sons ster­benslang­weiliges Vor­pro­gramm bes­timmt nicht, eindi­men­sion­ales Geträllere– warum um alles auf der Welt engagiert man so unaus­ge­gorenes Zeug als “Sup­port-Act” für Sophie Hunger?

Die wiederum ist äußerst konzen­tri­ert, als sie nach ein­er end­losen (Umbau? Was auch immer …) Pause auf die Bühne huscht. Wer nur die Plat­ten ken­nt, kann sich in der Tat wun­dern, wie da nun ger­ade nicht “per­formt” wird. Die Frau ist tat­säch­lich ein Phänomen, in ihrem Musizieren ist sie fast schon entrückt, die Sache ist ihr wichtig und wohl auch Selb­stzweck.

Als Konz­ert­gast darf man da zuhören, aber nicht wirk­lich mit­machen – es ent­behrt trotz mitun­ter­schnei­dig­ster Gitar­ren­riffs jeglichen mack­eri­gen­Rock­starge­habes und dem damit ver­bun­de­nen Ran­schmeißen ans enthu­si­as­mierte Pub­likum. Ist das “female Rock’n Roll”? Es ist vor allem eines nicht, näm­lich Pose. Sophie Hunger geht jene Eit­elkeit offen­bar ab, die dieses merk­würdi­ge Geschäft mit der Unter­hal­tungskun­st vor allem prägt. Das merkt man auch in den sparsamen Mod­er­a­tio­nen an einem solchen Abend an, deren staub­trock­en­er Humor nicht immer jeden Anwe­senden erre­icht und wohl auch nicht soll. Und man merkt es an der musikalis­chen Geschlossen­heit, mit der die Band spielt. Da gibt es Inter­ak­tion en masse, aber vor­wiegend untere­inan­der. Die Dame ist sich und ihrer Kun­st offen­bar genug und das tut den Sachen ziem­lich gut.

Über einzelne Songs und deren zum Teil ver­schroben poet­is­chen Texte Elo­gen zu schreiben, erübrigt sich. Das ist alles – trotz fortschre­i­t­en­den Erfolges – immer noch kein Biss­chen Massen­musik und doch ist es Pop, der sehr in sich gekehrt ist, ohne unzugänglich zu sein. Dass sich dazu eine Fange­meinde gefun­den hat, die ger­ade das reizvoll find­et, ist ungewöhn­lich.

Geboten wird vor allem das bekan­nte Pro­gramm aus der aktuellen “1983”-Platte, alles eine Ecke konkreter als das Stu­diozeug, was auch an den her­vor­ra­gen­den Begleit­musik­ern liegt. Das schwebend pulsierende Titel­stück mit dem schw­er som­nam­bulen Text (“Meine Augen sind aus Glas, und ich sehe immer schär­fer. Aus meinem Mund strömt Gas, und ich werde immer wärmer …”) hebt da plöt­zlich ganz und gar ab und gerät in Extase. So muss ein Live-Act sein, das Bekan­nte verdicht­en und neue Per­spek­tiv­en auf­tun. Einen Wer­mut­stropfen kann man nicht uner­wäh­nt lassen: Der wirk­liche katas­trophal unaus­ge­wo­gene Sound in der FABRIK. Dass Bass und Schlagzeug zum Instru­men­tar­i­um dieser Musik dazuge­hören, ist wirk­lich unstrit­tig, zweifel­haft allerd­ings ist es, ob noch am näch­sten Tag physis­che Schmerzen daraus her­vorge­hen müssen. Sei’s drum – wer noch eine Sta­tion dieser Herb­st­tournee abpassen kann, der sollte hinge­hen.

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