Die wiederum ist äußerst konzentriert, als sie nach einer endlosen (Umbau? Was auch immer …) Pause auf die Bühne huscht. Wer nur die Platten kennt, kann sich in der Tat wundern, wie da nun gerade nicht “performt” wird. Die Frau ist tatsächlich ein Phänomen, in ihrem Musizieren ist sie fast schon entrückt, die Sache ist ihr wichtig und wohl auch Selbstzweck.
Als Konzertgast darf man da zuhören, aber nicht wirklich mitmachen – es entbehrt trotz mitunterschneidigster Gitarrenriffs jeglichen mackerigenRockstargehabes und dem damit verbundenen Ranschmeißen ans enthusiasmierte Publikum. Ist das “female Rock’n Roll”? Es ist vor allem eines nicht, nämlich Pose. Sophie Hunger geht jene Eitelkeit offenbar ab, die dieses merkwürdige Geschäft mit der Unterhaltungskunst vor allem prägt. Das merkt man auch in den sparsamen Moderationen an einem solchen Abend an, deren staubtrockener Humor nicht immer jeden Anwesenden erreicht und wohl auch nicht soll. Und man merkt es an der musikalischen Geschlossenheit, mit der die Band spielt. Da gibt es Interaktion en masse, aber vorwiegend untereinander. Die Dame ist sich und ihrer Kunst offenbar genug und das tut den Sachen ziemlich gut.
Über einzelne Songs und deren zum Teil verschroben poetischen Texte Elogen zu schreiben, erübrigt sich. Das ist alles – trotz fortschreitenden Erfolges – immer noch kein Bisschen Massenmusik und doch ist es Pop, der sehr in sich gekehrt ist, ohne unzugänglich zu sein. Dass sich dazu eine Fangemeinde gefunden hat, die gerade das reizvoll findet, ist ungewöhnlich.
Geboten wird vor allem das bekannte Programm aus der aktuellen “1983”-Platte, alles eine Ecke konkreter als das Studiozeug, was auch an den hervorragenden Begleitmusikern liegt. Das schwebend pulsierende Titelstück mit dem schwer somnambulen Text (“Meine Augen sind aus Glas, und ich sehe immer schärfer. Aus meinem Mund strömt Gas, und ich werde immer wärmer …”) hebt da plötzlich ganz und gar ab und gerät in Extase. So muss ein Live-Act sein, das Bekannte verdichten und neue Perspektiven auftun. Einen Wermutstropfen kann man nicht unerwähnt lassen: Der wirkliche katastrophal unausgewogene Sound in der FABRIK. Dass Bass und Schlagzeug zum Instrumentarium dieser Musik dazugehören, ist wirklich unstrittig, zweifelhaft allerdings ist es, ob noch am nächsten Tag physische Schmerzen daraus hervorgehen müssen. Sei’s drum – wer noch eine Station dieser Herbsttournee abpassen kann, der sollte hingehen.
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