Nach dem leider nur halb gesehene Nathan gabs die Nutzdebatte. Bedauerlicherweise gab das Experiment des Thalia-Theaters, die Eintrittspreise durch die Besucher festlegen zu lassen, keinen Anlaß zu Gedanken über die Einordnung von Kultur im Wertesystem des deutschen Bürgers. Eindrucksvolle Zahlen präsentierte Ludwig von Otting, Kaufmännischer Direktor des Hauses, und trotzdem ließ sich der verbliebene Rest des Nathan-Publikums nur auf eine Debatte über Subventionen und Eintrittspreise ein. Bedenkt man, daß das Haus über Jahrzehnte Höchstleistungen im deutschen Sprechtheater präsentiert – wie oft war das Thalia Theater des Jahres und beim Theatertreffen eingeladen? – erscheint einem ein Etat von 23 Millionen, der zudem noch ausgeglichen ist (was nicht selbstverständlich ist) wie ein Witz, angesichts des ohnehin schon geringen Kulturetats der Stadt. Das situierte Hamburger Publikum gab im Schnitt 14 Euro für den Abend aus. Regelrecht gallig konnte man werden, wenn eine der anwesenden Bildungsbürgerinnen, gefragt, ob die von ihr entrichteten 15 Euro für den Abend denn gerechtfertigt seien, sich ein eher zögerliches “Ja” entringen konnte.
Die Frage des Abends hätte doch eigentlich sein müssen, was einem Kultur wert ist und nicht was Kultur kostet – darüber wurde leider nicht gesprochen. Angesichts von Kartenpreisen im kommerziellen Musicalgeschäft, die selbst die Preise eines unsubventionierten Sprechtheaters (auch dazu gab es Zahlen von Ludwig von Otting) weit überschreiten und deren Besucher busladungsweise in die Spielstätten geschaufelt werden, erscheint eine Diskussion über Preise doch eher sinnlos. Interessant wäre es doch gewesen, zu erfahren, wo denn das Theater im Vergleich zu anderen “Lustbarkeiten” steht … was kostet ein Buch, ein Restaurantbesuch, eine neue Frisur? Und noch etwas: Muß man sich nicht immer wieder in Erinnerung rufen, in welcher einmaligen Lage wir in diesem subventionierten Betrieb hier in Deutschland sind? Auch wenn es eine Binse ist, das schafft künstlerischen Freiraum. Das muß nicht klappen, aber es kann. Und an unseren beiden großen Häusern in Hamburg klappt das, bei aller Kontroverse über die eine oder andere Inzenierung, seit vielen Jahren doch recht gut.
Ich habe meinen Beitrag zu diesem Abend gern gegeben.
P.S. Zum Nathan sag ich dann später noch was, siehe einen Eintrag weiter unten.
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