Da gibt es doch tatsächlich eine Debatte darüber, wie man Bücher vorlesen soll. Ein Hildesheimer Literaturwissenschaftler namens Stephan Porombka meint, man müsse sich doch mal überlegen, ob man die Autorenlesung nicht neu erfinden könne. Er meint: “… das, was an Konzepten verwirklicht wird,…” sei “… grundsätzlich etwas, was ich einen unauratischen Umgang mit Literatur nenne: Da ist alles doch sehr protestantisch, sehr karg, wenig Inszenierung.” Aha. Und weiter, es würde ja gar nicht auf die “Gemengelage reagiert, mit der sich die Literatur in der Mediengesellschaft auseinandersetzen muss.” Darüber könnte man jetzt trefflich Diskurs führen, das erinnert doch schön an die Forderung, auch das Theater müsse sich der Angeboten von Fernsehen und Film stellen. Das klappt nun auch nicht wirklich gut, all diese netten Medienverschiebungen enden in der Regel in Effekthascherei und finaler Inhaltslosigkeit. Über die Formen der Literaturvermittlung kann man sich allerdings auch tatsächlich Gedanken machen, auch ohne Multimediadienbohei. Da gibt es gute Beispiele, neben der Sprachhoheit geht es ja in der Literatur in der Tat um inhaltliche Fragen. Und wenn der “Content” (heißt doch so, oder?) im Wechselspiel der Künste vermittelt wird, kann das doch ziemlich erbauend und nützend sein. “Fülle des Wohllauts” reicht in der Tat nicht. Nie.
Literaturvermittlung ist ja ein Thema in der Stadt, heute beginnen ja auch die Lesetage, das Blatt ist ja Medienpartner. Und wen fragt das Hamburger Abendblatt dazu? Zu Wort kommen nicht etwa die Macher des Festivals, sondern der Ex-HoCa-Chef Dr. Rainer Moritz, seines Zeichens Leiter des Hamburger Literaturhauses. Er plädoyiert natürlich für die protestantische Form der “Darbietung”, sein hübsches Haus ist ja auch recht gut dafür geeignet. Besonders avantgardistisch ist das natürlich nicht. Macht ja auch nichts, die Veranstaltungen sind ja recht gut besucht und das Publikums nimmt das gerne an. Meint auch Herr Porombka. Also alles gut, auch wenn das Blatt da einen Art Wettstreit herbeiraunt: “Punktsieg Moritz.” Doch ein Glas Wasser? Eher ein Lüftchen darin.
Nun ist aber gerade der Bezug zu den Lesetagen eher ein Hinkefuß, das Konzept sieht ja vor, möglichst viele Facetten der Vermittlung zu zeigen, Lesungen an ungewöhnlichen Orten, Konzert mit literarischen Texten usw. Wieso also dieser Experte, liebes Abenblatt? Fragt doch mal die Leute, die beides machen, Wasserglaslesungen (Was ist das eigentlich für ein uninteressantes Wort …?) und Veranstaltungen, die den Tellerrand ein bißchen ankratzen. Ansonsten: Heute Abend geht es los mit 70 ganz unterschiedlichen Literaturveranstaltungen. Auch im Literaturhaus. Wie sagt der Berliner? “Und das ist gut so.” Dem ist nichts hinzuzufügen.
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