Die Gerüchteküche brodelt, der neue Intendant am Hamburger Deutschen Schauspielhaus soll noch vor den Neuwahlen berufen werden. Stimmen Sie ab, wer von den am heißesten gehandelten Kandidaten es Ihrer Meinung nach werden soll.
Nachtrag: Auf Nachfrage unserer Leser hier einige kurze Erläuterungen zu den einzelnen Kandidaten.
Karin Beier: z. Z. Intendanz in Köln, gilt als grosse Hoffnung des Stadttheaters, Köln boomt z. Z.
Stefanie Carp: War Dramaturgin am Schauspielhaus unter Baumbauer, hat da ein gutes Profil gehabt, ist Schauspieldirektorin bei den Wiener Festwochen.
Volker Lösch: Hausregisseur in Stuttgart, steht für Experimente und die Verbindung von Laien und Profis auf der Bühne, viele politische und soziale Themen
Matthias Lilienthal: Kommt aus Berlin, war Chefdramaturg an der Volksbühne, leitet dort sehr erfolgreich die Überreste des Hebbeltheaters »Hebbel am Ufer«
Gibt’s eigentlich irgendwo im Netz einen zusammenfassenden Artikel über die Kandidaten? Mir sagen die so gar nichts. Ich hab zwar den Rücktritt von Schirmer so halb mitverfolgt, aber ein paar Infos über das Kandidatenroulette wären nicht schlecht. Gibt’s da was? ‘N Link? Hab auf die Schnelle nix googeln können.
Nö. Mach ich mal.
Karin Beier: z. Z. Intendanz in Köln, gilt als grosse Hoffnung des Stadttheaters, Köln boomt z. Z.
Stefanie Carp: War Dramaturgin am Schauspielhaus unter Baumbauer, hat da ein gutes Profil gehabt, ist Schauspieldirektorin bei den Wiener Festwochen.
Volker Lösch: Hausregisseur in Stuttgart, steht für Experimente und die Verbindung von Laien und Profis auf der Bühne, viele politische und soziale Themen
Matthias Lilienthal: Kommt aus Berlin, war Chefdramaturg an der Volksbühne leitet dort die Überreste des Hebbeltheaters “Hebbel am Ufer”
Mach’ ich da mit? Hm.
- Meinen Theatervorlieben kommt Matthias Lilienthal sehr entgegen, aber: Lilienthal steht für eine enge Verzahnung des Staatstheaters mit der freien Szene, ich gehe davon aus, dass ein Lilienthal-Schauspielhaus vor allem im Kampnagel-Publikum wildern würde, und das kann ich mir nicht wünschen. Behaupte niemand, dass Konkurrenz das Geschäft belebe: In Berlin hat das schon mal nicht funktioniert, seit Lilienthal das Hebbel am Ufer erfolgreich leitet, sind vor allem die sophiensaele in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Freie Szene, das heißt in Berlin mittlerweile weitgehend HAU.
— Gleiches gilt für Stefanie Carp (unter Umständen im personell durchaus reizvollen Verbund mit ihrem Bruder Peter). Eine tolle Theatermacherin, die aber ein Programm verfolgt, das gar nicht weit weg ist von dem, was Joachim Lux am Thalia macht. Was heißt: Ich befürchte keine positive Reibung zwischen den beiden großen Häusern, ich befürchte ein Kanibalisieren.
— Karin Beier: würde ans Schauspielhaus passen, sicher. Aber Beier macht gerade sehr erfolgreiches Theater in Köln, das nicht zuletzt deswegen so erfolgreich ist, weil sich Beier mit Haut und Haar auf diese Stadt (die zudem ihre Heimatstadt ist) einlässt. Ich halte nichts davon, so jemanden abzuwerben, tut mir leid, Stadtttheater lebt davon, dass die handelnden Personen verlässlich sind.
— Volker Lösch: macht sicher spannendes Theater, das formal aber ziemlich singulär in der deutschen Bühnenlandschaft steht. Wen will der denn neben sich arbeiten lassen? Außerdem hat Lösch keinerlei Leitungserfahrung, ich traue ihm das Schauspielhaus schlicht nicht zu, noch nicht. (Und als kleine Spitze: So gute Erfahrungen hat die Hamburger Kulturpolitik mit Stuttgarter Importen zuletzt ja nicht gemacht.)
Hilft nichts, ich muss passen. Ich würde ja für Barbara Mundel plädieren, die in Freiburg Theater macht, wie ich es mir auch am Schauspielhaus vorstellen könnte. Oder Anselm Weber, dessen zuvor Essener, jetzt Bochumer Programm mich eigentlich immer überzeugt hat. Von mir aus auch Oliver Reese, mit dessen kulinarischer Ästhetik in Frankfurt ich zwar wenig anfangen kann, der aber einen hübschen Kontrapunkt zum eher diskursiv aufgebauten Thalia unter Joachim Lux setzen könnte. Die stehen aber alle nicht zur Wahl (auch nicht für die Kulturbehörde, fürchte ich.)
Wichtig scheint, daß das desolate Interimsregime bald verschwindet. Da sind Nachfolger am Werke, die noch schwächer und provinzieller zu sein scheinen als es Schirmer war. Das muss schnell, ganz schnell, ausgemistet werden. Reset! Neustart!
das nervt einfach nur noch! neue leute her oder schauspielhaus verklappen. das einzige, was diese leute zustande gebracht haben, ist, hamburg nicht zu kapieren.