Ach, schon wieder das Deutsche Schauspielhaus. Und nicht mal eine Premiere. “Aus meiner Sicht führt die Kombination aus Unterfinanzierung, nicht eingehaltenen finanziellen Zusagen und zusätzlicher Kürzung dazu, dass das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg diese Spielzeit nicht mit einem ausgeglichenen Haushalt beginnen kann. Die Fortführung meiner Arbeit ist mir unter diesen Umständen nicht möglich.” Friedrich Schirmer hat seit fünf Jahren die Notstandsverwaltung der Hamburger Kulturpolitik aushalten müssen, in einer Stadt, deren Kulturförderung in Prestigeprojekten und Renommiergehabe sich zeigt, und nicht im Gutheissen von künstlerischen Konzepten.
Schirmer hatte zweifellos eines, er hat sein Haus geprägt mit jungen Ideen und Künstlern. Aber das steht sowieso nicht zur Debatte. Die Nichteinhaltung der Absprachen zwischen Intendanz und Kulturbehörde, die seit dem Baudebakel im Hafen maßlos überfordert ist, ist ganz offenbar eine Altlast, beschlossen noch unter der Ägide der ehemaligen Kultursenatorin Karin von Welck. Ihr Testament sozusagen. Der neue erste Bürgermeister Ahlhaus wollte diesen Posten ganz abschaffen, so heruntergekommen sind Amt und Würde in der Auffassung der Senatskollegen offenbar. Das ist bezeichnend, solange die Haltung des Senats zum Kulturetat, der ja tatsächlich nur einen Bruchteil des Gesamtbudgets dieser immer noch sehr, sehr reichen Stadt ausmacht, sich nicht verändert, wird nichts geschehen. Egal, wer kommen wird – die ersten Namen machen bereits die Gerüchterunde (Volker Lösch? … nicht im Ernst, oder?) – es wird sich nichts ändern. Am besten wäre es vielleicht, das Schauspielhaus neu zu firmieren, und damit ist für uns tatsächlich Premiere bei unserem kleinen, bereits angekündigten Projekt: “Das Schauspielhaus der Elbphilharmonie”, das wär’s doch. Die Finanzprobleme wären jedenfalls auf einen Schlag gelöst.
Nunja, über das künstlerische Konzept von Friedrich Schirmer sollte man vielleicht noch einmal gesondert diskutieren … Ich bin eher der Meinung, dass seine Bilanz in dieser Hinsicht eher schwach ausfallen dürfte. Aber darum geht es hier ja auch gar nicht.
Ihre Vision des “Schauspielhauses der Elbphilharmonie” finde ich hübsch. Wobei ich davon überzeugt bin, dass es in dieser Stadt einige Leute gibt, die das nicht nur “hübsch” finden, sondern tatsächlich einen ernstzunehmenden Vorschlag.
Eben, darum geht es nicht. Wobei: Immerhin gibt es seit Bogdanov eine bescheidene Tradition der Avantgarde an diesem Haus, in dieser steht Schirmer sicherlich. Sicher ist da so manches fraglich und zu vieles als Versuch zu werten gewesen, grundsätzlich scheint aber die Handschrift der grossen Lenker und Denker á la Nagel oder Zadek vorbei zu sein. Möglicherweise sind aber auch die grossen “Theater-Schlachtschiffe” nicht en vogue. Aber das ist ein weites Feld, das verlangt eigentlich einen eigenen Artikel …
Im Übrigen ist eine Fortsetzung der Reihe “… der Elbphilharmonie” geplant, cf. http://www.blogamabend.de/?p=585