Unter Musikern nennt man sowas eine “Mucke”. Die Gläser klirren, es ist laut und die Band versucht irgendwie über die Runden zu kommen. Am Ende winkt die Gage. Sascha Schmitz kennt das, bevor der nämlich ein Popstar wurde, zog der als Musikmacher durch die Kneipen. Als Popmusiker nennt er sich Sasha und seine Musik wird seit Jahren im Radio gespielt. Aber die Zeit als bauchmuskelschwingender MTV-Videotänzer ist schon ein paar Jahre her und was man von ihm ausser Gesang hört, ist in der Regel recht angenehm. Keine dusseligen Superstar-Platitüden kommen aus dem Munde dieses Sängers, der Mann erscheint freundlich und von der Absicht zu musizieren beseelt. Er macht offensichtlich das, was ihm Freude bereitet und dazu scheint wohl auch die “Mucke” nah am Publikum zu gehören. Als die in Kulturfragen durchaus engagierte Firma Reemtsma zu ihrer 100-Jahr-Feier in Hamburg lud, war Sasha der Unterhaltungskünstler des Abends.
Bei 650 Gästen ist das bereits erwähnte Gläserklirren kein Säuseln und kauende Gäste aus der Reserve zu locken ist schon eine rechte Aufgabe. Sasha und seine Mitstreiter brauchen genau einen Song, um ihr Feierstunden-Publikum zu fangen, der Rest des Sets ist ein triumphales Heimspiel. Herren mit würdigem Embonpoint und Binder bewegen beides, weniger gesetzte Damen sind hingerissen und recken die Hände in Höhe. Das Geheimnis dieses Erfolges ist gar keines. Die Sasha-Band ist exzellent, was Schlagzeuger und vor allem der Bassist da an vorantreibenden Beats fabrizieren, immer ein wenig vor der “Eins”, ist aller Ehren Wert. Der Sänger swingt auf diesem Teppich nach Lust und Laune, gleich ob olle Kamelle aus der Sixpack-Ära (Lonely) oder Stoff aus dem aktuellen Album (Please Please Please). Und er hat ganz offensichtlich Spaß an der “Mucke”, zitiert den hüftschwingenden Strandtänzer von einst, und die Augen des Sascha Schmitz blitzen ob des gelungenen Riffs und dem Flirt mit dem Publikum. Ein Musiker.
Wieso eigentlich, kennt den niemand so richtig ausserhalb der paar Charterfolge? Der Mann kann ein Publikum unterhalten, ist smart und hat ein paar ziemlich gute Songs, die, glaubt man den Informationen im Booklet von “Good News On A Bad Day” auch noch von ihm selbst geschrieben werden. Im Grunde einer, der auch Stadien füllen könnte, wie der Mann im Titel. Aber das er will wohl nicht.
Sasha: Good News On A Bad Day (2009)
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