Er betritt die leere Bühne mit einem Stapel Bücher und Mappen, nimmt Platz in einem hellen Sessel, der uns an Vico von Bülows Sofa erinnert und beginnt – ebenfalls ganz Loriot’sch – den Abend mit der Drohung, all das zu lesen, was er mit sich herumträgt. Die Türen seien zu, warnt er, nun werde bis in die frühen Morgenstunden gelesen. Das Publikum bleibt trotzdem heiter. Oder gerade deshalb.
Er beginnt mit dem Vorspeisenkapitel seines neuen Buches “Oberst von Huhn bittet zu Tisch”. Hier widmet er sich nicht – wie in “Der weiße Neger Wumbaba” – den Verhörern des deutschen und internationalen Liedguts. Dennoch sammelt er auch hier, was seine treuen Freunde aus ganz Deutschland ihm seit Jahren zusenden (“Hier ein Brief aus Bottrop; diese Menschen wohnen aber auch überall!”): Speisekarten im Ausland und deren grandios komische, bisweilen poetisch anmutenden Übersetzungen ins Deutsche.
Beginnend mit leichteren Übungen führt er sein Publikum behutsam in das Zauberreich der Fehlübersetzungen: etwas Leichtem, Kurzem beispielsweise wie der Vorspeise “Onion rings”. Eine seiner Leserinnen entdeckte in England dafür die treffsichere Übertragung „Zwiebel ruft an“. Wenn man darüber kurz nachsinnt, die plausible, jedoch nicht minder komische Übertragung einer Online-Suchmaschine. Und schon sind wir mittendrin.
Denn die deutsche Sprache findet – so Hacke – erst im Ausland, wo die Regeln der Grammatik außer Kraft gesetzt sind, zu ihrer eigentlichen Schönheit, dem Zauber der Sinnlosigkeit. Hier ist sie ganz, hier darf sie sein: nichts als phantasievoller Klang. Und Hacke nimmt sie ganz entspannt auf seine trockene und sehr kenntnisreiche Weise auseinander.
Wenn er da schmunzelnd die Werbetafel eines Restaurants in Rheda-Wiedenbrück beschreibt, auf der “Genießen Sie unsere chinesische Cousine” steht, erkennt man wieder mal, dass zwei Buchstaben eine Welt bedeuten können – wenn auch eine schlüpfrige.
Seine bedeutungsvolle Analyse der weltweit verspeisten “gefühlten” Gerichte versetzt das Publikum in ungehemmte Heiterkeit. Und er geleitet es fachkundig durch sein internationales linguistisches Menü – von der französischen Vorspeise über die Schweinefleischgerichte in Bulgarien bis hin zum Gehalt der Getränkekarten ferner Länder.
Nach der Pause eröffnet Hacke das Parkett der gedanklichen Verstiegenheiten mit seinen Kolumnen. Vom Umgang mit Wölfen über nicht vollendete Großprojekte kommt hier alles aufs Tapet, was ihm ins Auge springt. Seine Kunst liegt darin, Assoziatives zur gedanklichen Vollendung zu bringen. Von Buntbarschen im Weltall bis zu phantastischen Außerirdischen im Goldfischglas, die eine Dogge mit Genuss wegschlürft. So haben wir es noch nie gesehen, das Leben im All. Wer weiß, vielleicht ist es schon mitten unter uns?
Spätestens bei den Top 7 der besten Missverständnisse, die mit Essen zu tun haben, ist man dem Alltag so enthoben, dass man sich tatsächlich wünscht, die Türen wären wirklich verschlossen. Man möchte auf “Santa Marias” Schnitzelwagen davonfahren in zauberhafte Welten des Verhörens, am besten gemeinsam mit der “Verwirrung des Dorsches”, “Kurt, dem Engel” und dem “Erdbeer-Schorsch”. Wer jetzt wissen möchte, was es mit diesen Figuren auf sich hat, der lässt sich beim nächsten Termin mit Hacke einfach einsperren. Wir wünschen dabei viel Vergnügen.
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