Das Altonaer Museum soll liquidiert werden, das Schauspielhaus ins Nirvana gespart, einige Bücherhallen schließen. Die Lage ist soweit bekannt. Der zuständige Kultursenator Stuth ist nach Verkündigung der Sparpläne des Hamburger Senats und ein paar schwachen Aussagen dazu in den Urlaub abgereist.
Am Abend lud sich das Kulturforum auf Kampnagel eine gar nicht so uninteressante Auswahl aufs Podium. Torkild Hinrichsen, Leiter des bedrohten Altonaer Museums, brachte die neue Doktrin des schwarz-grünen Senats auf eine Formel: “Die Kürzungspläne zerstören, was keine Hamburg-Marketing-AG und keine Kulturtaxe jemals wieder auffangen könnten.” Während “in Berlin das Schillertheater wieder aufgebaut wird und man dort niemals auf den kulturellen Glanz verzichten wird, macht man in Hamburg diesen Wahnsinn”, erklärte Jürgen Flimm, derzeit Intendant der Berliner Staatsoper, früher an allen drei Staatstheatern Hamburgs. Flimm attestierte dem aktuellen Senat einen “völlig fehlgeleiteten Begriff von Kultur”. Amélie Deuflhardt, Intendantin auf Kampnagel, sprach die “Kenntnislosigkeit des Kultursenators” an, der sich mit der Aussage hervortat, man könne am Schauspielhaus ja die “Gast-Regisseure einsparen”. Unter anderem mit diesem Fauxpas offenbarte Reinhard Stuth, daß er vom Kulturbetrieb Staatstheater nicht allzuviel wissen kann und sich auch nicht die Mühe gemacht hat, sich gut beraten zu lassen.
Ulrich Greiner (DIE ZEIT) sprach von einer Verschiebung des Kulturbegriffs “hin zur Attraktion” und Florian Vogel vom Schauspielhaus von der “Zerstörung der Infrastruktur”.
“Und von der SPD hört man gar nichts!”, bellte Flimm Olaf Scholz an, der im Publikum saß und darauf auch nur erwidern wollte, daß gemachte Versprechungen einzuhalten seien.
“Das Schweigen der Grünen!” schallte es aus dem Publikum. Das galt dem Koalitionspartner der CDU, von dem sich das Publikum in der übervollen Kampnagel-Halle wohl auch mehr kulturelle Gewissenhaftigkeit erhofft hatte.
Wilfried Maier von den Grünen in Hamburg versuchte für den Standpunkt des Senates zu werben und tat dies auch mit Verve: So muß durch die vom Bund verordnete Schuldenbremse in Hamburg eine niemals dagewesene Einsparung aus dem laufenden Betrieb vorgenommen werden in Höhe von 500 Millionen Euro im nächsten und weiteren 500 Millionen im darauffolgenden Jahr. Die stellvertretende GAL-Fraktionsvorsitzende schlug aus dem Publikum heraus einen “moderierten Prozeß” vor, wurde dafür vom bürgerlichen Publikum ausgepfiffen und von Flimm abgekanzelt: “Siehe Stuttgart 21, das heißt gar nichts mehr!”
So weit, so unversöhnlich. Solcherlei Veranstaltungen wird es noch so einige geben in den kommenden Wochen und Monaten. Doch dieser war vielversprechend gut besucht und ja auch recht hochkarätig besetzt, das Thema wird in der Stadt nicht totzukriegen sein. Im März wird über den Haushalt in der Bürgerschaft abgestimmt.
Flimm riet noch rasch den Hamburgern, “den Hanseatismus abzulegen und auf die Barrikaden zu gehen”. Und weil er damit recht hat, muß ein breites Bündnis her, das dieses Feld bearbeitet. Und zwar nicht nur mit Flimm und den anderen alten Damen und Herren, sondern auch mit jenen, die noch in 10, 20 und 40 Jahren in Hamburg leben, arbeiten und schaffen wollen.
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